Liebe Frau Kuhn,
werte Damen und Herren,

ganz ehrlich? Ich war ratlos.

Ratlos angesichts passender Grußworte zu diesem Anlass heute.
Ratlos nicht wirklich im Sinne von unentschlossen.
Nein. Das nicht.

Sondern ratlos, wie ich Ihnen, liebe Frau Kuhn, etwas mit nur ganz wenigen Worten zurückgeben kann, das auch nur ansatzweise ausdrückt, was Sie den Menschen hier in Osterburg als Pfarrerin und Seelsorgerin in unserer Gemeinde im vergangenen - sage und schreibe - Vierteljahrhundert stets so bereitwillig zugute haben kommen lassen.
Unmöglich!

Was also tun, wenn man etwas für unmöglich hält und ratlos ist?
Zuhören, Herr Schulz – würden Sie sagen, Frau Kuhn, richtig?
Hören Sie zu und stellen Sie Fragen. Anderen und auch sich selbst.

Denn manchmal ist liebevolles, mitfühlendes Zuhören das Beste, um Menschen helfen – auch sich selbst, um die Perspektive zu wechseln, auf eine Lösung zu kommen, etwas zu entscheiden, zu verarbeiten oder anzunehmen.

Um gelassen zu sein und zu bleiben. Egal was kommt im Leben.

Nun kann ich mich heute schlecht vor sie alle hier hinstellen und in die Rolle des Zuhörers schlüpfen. Ich möchte es auch nicht.

Ihre Worte bei meiner Trauung habe ich noch heute im Ohr. Ihre Worte bei Gottesdiensten – ob in der Kirche oder im Altenheim – bei Konfirmationen und auch auf dem Autoscooter beim Stadt- und Spargelfest. 

Ihre Art, die Menschen zu begeistern, zu bewegen, zu motivieren, zu trösten – allein weil Sie sind wie Sie sind. Authentisch. Ungezwungen. Eine von uns. Mitten im Hier und Jetzt. Mit Herz und einer natürlichen Gelassenheit bei Anlässen, die individuell so bedeutsam sind.

Sie machen vor, was passiert, wenn man Ratlosigkeit ins Positive verkehrt.
Das Ergebnis ist Gelassenheit.
Und so habe ich Sie bis heute erlebt.

Jemandem, der in den Ruhestand geht, wird gerne mit auf den Weg gegeben:
Jetzt musst du dich verändern.

Bitte tun Sie das nicht, liebe Frau Kuhn.
Denken Sie gerne an Osterburg, dazu möchte ich Ihnen dieses Bild überreichen.