Osterburg feiert 30 Jahre Deutsche Einheit

Wie in vielen deutsche Städten haben wir gestern auch in Osterburg den 30. Jahrestag der Deutschen Einheit gefeiert. Mehrere Hundert Menschen versammelten sich hierzu auf dem August-Hilliges-Platz am Stein der Deutschen Einheit. Als Bürgermeister habe ich mich mit folgenden Worten an die Gäste gewandt:

Liebe Gäste, heute feiern wir den 30. Jahrestag der Deutschen Einheit.

 

Wegen der Corona-Regeln ist es schwer, dem Anlass gebührende Veranstaltungen durchzuführen. Deshalb danke ich der Evangelischen Kirchengemeinde ausdrücklich, dass sie zu diesem Konzert – dem Einheitssingen – aufgerufen hat. Eine sehr schöne Aktion, welche die Stadt auch gerne unterstützt. Danken möchte ich aber auch Ihnen allen, dass Sie heute Abend nicht zu Hause geblieben sind und mit uns gemeinsam diesen Tag würdigen.

 

Es ist gut, dass wir uns heute hier auf dem Hilliges-Platz versammeln, nah am Stein der Deutschen Einheit, an dem ich vorhin gemeinsam mit dem Stadtratsvorsitzenden, Torsten Werner und seinem Vater, unseren Ehrenbürger Dieter Werner ein Blumengebinde abgelegt habe.

 

Für mich ist der 3. Oktober immer ein Tag der Freude. Denn er markiert das Ende des Kalten Krieges mit seiner weltzerstörenden atomaren Bedrohung. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands markiert er aber auch das Ende der Nachwirkungen des 2. Weltkrieges.

 

Jeder von uns verbindet mit der Wiedervereinigung eine ganz besondere Geschichte. Vielleicht sind Sie von West nach Ost oder von Ost nach West gezogen. Für einige ergaben sich durch die Wiedervereinigung ganz neue Möglichkeiten für den einen bessere, für manch andere schlechtere. Sicherlich hat die Wiedervereinigung nicht nur Vorteile gebracht, einiges hätte durchaus besser sein können. Die Kollektivität und Nachbarschaftshilfe sind ein Stück weit verloren gegangen, einige hatten finanziell auch große Schwierigkeiten und mussten ihre Arbeit aufgeben und nach neuen Wegen suchen.

 

In der Stadt und den Dörfern der heutigen Einheitsgemeinde Osterburg lebten 1990 rund 15.000 Einwohner, derzeit sind es knapp unter 10.000; rund ein Drittel weniger. Dieser menschliche Aderlass stellt uns heute vor große Schwierigkeiten.

 

Trotz vieler Probleme überwiegen für mich aber die positiven Seiten der letzten drei Jahrzehnte. Durch die Wiedervereinigung gab es viele neue Möglichkeiten und viel mehr Entfaltungsspielraum als vorher. Mir zum Beispiel war in der DDR der Weg zum Abitur an der Erweiterten Oberschule „Ernst Schneller“ versperrt, weil ich nicht bereit war, mich als Offizier bei der NVA zu verpflichten. Gerade noch rechtzeitig, als ich in der 10. Klasse war, kam für mich die Wende, so dass ich doch noch das Gymnasium besuchen konnte.

 

Aber nicht nur die neuen Freiheiten sind hervorzuheben. Viele neue Errungenschaften machten das Leben leichter. Besonders das viel modernere Gesundheitssystem ist ein echter Gewinn für uns alle. Manch einer betrachtet es allerdings nur pessimistisch nach den vollen Wartezimmern, langfristigen Terminvergaben oder der Beitragsfinanzierung. Ich sehe hingegen, dass sich unsere Lebenserwartung seit der Wiedervereinigung um sieben Jahre erhöht hat. Das ist für mich der stärkste Beweis, dass sich die Wiedervereinigung gelohnt hat, um nur ein Beispiel zu nennen.

Lassen Sie uns den Tag also fröhlich aber auch ernst begehen. Denn die Errungenschaften der Deutschen Demokratie stehen derzeit unter heftigem politischen Beschuss. Nicht nur Corona wird angezweifelt, auch unsere Verfassung und unsere Werte. Ich freue mich und bin dankbar dafür, dass wir heute hier auf dem Hilligesplatz auch unsere Nationalhymne singen. Lassen Sie uns diese den Weltverschwörern laut entgegenschallen.

Einheitstag ist auch "Stadtgeburtstag"

Da auch die erste urkundliche Erwähnung von Osterburg an einem 3. Oktober erfolgte, lade ich jedes an der Stadtgeschichte interessierte zu einem historischen Vortrag ein. Mit der Urkunde, die am 3. Oktober 1157 in Werben ausgestellt wurde, verschenkt Albrecht der Bär den Zehnten des Dorfes Polkritz dem Stift Ilsenburg. Als ein Zeuge wird in dieser Urkunde Graf Werner von Osterburg benannt und somit der erste schriftliche Nachweis unserer Stadt erbracht. Bedeutend ist diese Urkunde aber auch für das Land Brandenburg. Da sich Albrecht der Bär auf dieser Urkunde zum ersten Mal mit dem Titel Markgraf in Brandenburg nennt, ist sie somit auch die Geburtsstunde der Mark Brandenburg und wird heute auch vom Bundesland Brandenburg als urkundlicher Erstnachweis betrachtet.

Albrecht der Bär ist vor allem als Gründer der Mark Brandenburg in die Geschichte eingegangen. Er lebte in einer bewegten Epoche der mittelalterlichen Geschichte, in der die Grundlagen des späteren Königreiches Preußen entstanden. Heute erinnern das Markgraf-Albrecht-Gymnasium in Osterburg und das Justizzentrum "Albrecht der Bär" in Stendal an den Markgrafen. Anlässlich seines 850. Todestages (gestorben am 18.11.1170) wählte ich sein Wirken als Thema des 863. Historischen Stadtgeburtstages aus.

 

Welche Bedeutung bzw. Beziehung hatte er zu Osterburg und der Altmark? Um dies zu klären konnte ich Dr. Lutz Partenheimer von der Universität Potsdam gewinnen. Dr. Partenheimer ist vor allem durch seine Biographie über Albrecht den Bären sowie durch sein Buch zur Entstehung der Mark Brandenburg bekannt geworden. Am 23. April 2016 wurde er für seine Forschungen von Eduard Prinz von Anhalt auf Schloss Ballenstedt als Ritter in seinen Askanischen Hausorden „Albrecht der Bär“ aufgenommen. Er gehört der Brandenburgischen Historischen Kommission an und ist der einzige lehrende Fachmann für die brandenburgische Geschichte des Mittelalters.

Über 50 interessierte Gäste nahmen an der Veranstalung teil, die zum Thema passend in der Mensa des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums stattfand.